Botoxterrier

Diesmal regnet es Botoxspritzen. Der Mensch ist sich in seiner scheinbaren Unvollkommenheit nicht genug und so transportiert er ein inneres Idealbild nach Außen. Der Körper wird, mit Hilfe ärztlicher Unterstützung, weiter in den Raum modelliert. Ein schöpferischer Akt, der nichts mit dem naturgegeben Erscheinungsbild des Menschen zu tun hat, das sich in seiner ganzen Polarität zu erkennen geben will. Wir haben alle unsere Schokoladen- und eben auch Schattenseiten. Erst das Wechselspiel lässt unsere Identität glaubwürdig und unverwechselbar erscheinen. Wer da manipuliert wird auf dem Weg zu sich selbst, über diese modernen Bildhauermethoden, zu einer oftmals entstellten Erscheinung. Nicht ein Idealbild wird erkennbar, sondern der quälende Versuch, einen neuen, beglückenden Raum in seinem Leben zu finden, anhand einer Maske, die entstellt.

Ein anderer, beliebter Versuch, eine neues Glück in seinem Leben zu finden, ist das Haustier, genauer gesagt der Hund. Neben der wiedergefundenen, uneingeschränkten Ehrlichkeit, sind auch hier die Raum erweiternden Potenziale der Tiere von Reiz. Die menschliche Selbstdarstellung erweitert den Körper, wandert über die bunte Laufleine direkt zu dem Hund. Symbiotische Beziehungen sind hier möglich und werden nicht hinterfragt. So laufen Mensch und Hund, endlich angekommen, gemeinsam durch die urbanen, beziehungsarmen Landschaften, wo man seinem Hund mehr vertraut als dem eigenen Partner.

Botox und Hund haben scheinbar die Gabe, den Menschen etwas sicherer in die Welt zu tragen. Diese beiden Persönlichkeits- und Raumerweiterer sind aber mit hohen Kosten verbunden. So ist das, wenn der innere Hund, das Urvertrauen, nicht gefunden wird und der Ausdruck des Alters endgültig die Jugend verlassen hat.

Botoxterrier · Markus Jöhring · 100 x 100cm · Acryl auf Leinwand · 7/2014

   

  

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